Yeelen – Das Licht

 Platz 98

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 (Mali / Burkina Faso / Frankreich / Deutschland, 1987)

 Regie: Souleymane Cissé

Drehbuch: Souleymane Cissé

Kamera: Jean-Noël Ferragut & Jean-Michel Humeau

Musik: Michel Portal & Salif Keita

Schnitt: Dounamba Coulibaly, Andrée Davanture, Jenny Frenck, Nathalie Goepfert, Seipati Keita, Marie-Catherine Miqueau & Seipati N’Xumalo

Produktion: Souleymane Cissé

 

Darsteller: Issiaka Kane, Aoua Sangare, Niamanto Sanogo, Balla Moussa Keita, Soumba Traore, Ismaila Sarr, Youssouf Tenin Cissé & Koke Sangare

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Yeelen – Das Licht ist bis heute einer der innovativsten und inspirierendsten Beweise für die Magie des Kinos geblieben. Er ist wahrscheinlich der faszinierendste Einstieg in die Mystik und Vergangenheit einer afrikanischen Kultur, der je auf Zelluloid gebannt wurde.

Yeelen ist, Schande über unsere Häupter, der Einzige wirklich afrikanische Film in unserer Top 100 Gute Filme – jedoch ist er immerhin einer der Filme, die bei uns nicht zur Disposition stehen.

Der Film spielt vermutlich zur Zeit des Malireiches (das größte westafrikanische Reich der Geschichte), im 13.Jahrhundert oder zur Zeit des Niedergangs dieses Reichs zum Ende des 14.Jahrhunderts; ziemlich sicher aber spielt er vor der Eroberung des Landes durch Marokko im 16.Jahrhundert! Das alles wird nicht wirklich deutlich und es handelt sich bei Yeelen auch nicht um einen Historienfilm aber es muss auf jeden Fall klar sein, dass die Kultur von der hier erzählt wird eine durchaus lange Geschichte hat, eine nicht-europäische Geschichte – das gibt es nicht oft zu sehen und das sollte man sich auch bewusst machen.

Es geht um einen jungen Mann, Niankoro, der vermutlich über magische Kräfte verfügt und sich auf den Weg macht Komo, das Wissen der Götter, zu finden. Er will die Geheimnisse der Natur und die Mysterien des Lebens verstehen lernen und wird dabei von seiner Mutter und seinem Onkel unterstützt. Doch da ist noch Niankoros Vater, Soma, ein offenbar in Denken und Handeln sehr grausamer Mann, der seinem Sohn die Reise zu erschweren versucht und ihm scheinbar die ersehnten Antworten verwehren will. 

 Dies alles ist Ausgangspunkt für vielen Arten den Film zu sehen: Er bietet wahrhaft Fantastisches (auch visuell) und dennoch kann man ihn, rein ideologisch, kaum als Fantasy-Film bezeichnen; er zeigt eine sehr tiefgreifende Geschichte über das Erwachsen-Werden und ist dabei so viel mehr als ein gewöhnliches Coming-Of-Age Drama. Darüber hinaus hat er eine politische Dimension, nämlich die, dass man weder die Geschichte noch die Kultur Malis (und das gilt wohl für die meisten afrikanischen Staaten) begreifen kann, wenn man sich nicht damit beschäftigt woraus sie entstammen. Und dann noch jene Botschaft, die uns sagt, dass Geschichten (!) oftmals mehr Wahrheiten am Leben erhalten und durch die Zeit transportieren können als historische Fakten.  

 Souleymane Cissé ist ein sehr politischer Regisseur, sein Gesamtwerk kann sich sehen lassen, und es ist kein Geheimnis, dass er bei diesem Film etwas vorsichtiger zu Werke gehen musste. Wie eines großen Regisseurs würdig, hat er alle diese Einschränkungen dadurch überwunden, dass er eine Geschichte erzählt die größer ist als das Leben und uns an einen Ort zurückführt von dem aus jede Antwort zu erhalten und jede Veränderung möglich ist.

 

 Anm.d.Red.: Der Film erhielt 1987, völlig zu Recht, den Preis der Jury in Cannes.

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